Offener Brief an das Forum

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katcharn
katcharn Beiträge: 390 Arc Nutzer
Ich möchte gar nicht sehr viel darüber schreiben, was genau mich dazu veranlasst hat, diesen offenen Brief zu schreiben. Das werdet ihr, die ihn lest, sicherlich früh genug erfahren.

Es reicht wohl zu sagen, das ich bemerkt habe, das in der Community einiges aus dem Ruder läuft. Und das erste, das mir einfiel, als ich näher darüber nachdachte war der Begriff des „Biergartenpolitikers“.

Ein Biergartenpolitiker ist nach meiner Definition in erster Linie ein politisch engagierter Mensch, der es aber vor allem genießt in der Behaglichkeit eines geselligen Beisammenseins im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses über politische Themen zu dozieren.

Doziert ist korrekt.

Denn im überwiegenden Fall der Fälle wird die lokal vorherrschende Ideologie zur „Leitideologie“ erhoben und anderweitige Meinungen oder Kommentare entweder belächelt oder sogar bei „Strafe“ (Stammtischausschluss z.B.) verboten. Sobald ein Thema „ungemütlich“ wird, kommt es sehr schnell zu einem still geduldeten Themenwechsel.

Diese Art der Politik ist vor allem eines. Bequem.

Aber Demokratie ist nicht bequem :

Die Fähigkeit der größten Politiker ist es immer gewesen, die Argumente der Gegenseite respektvoll zu durchdenken, um dadurch die dahinter stehenden Grundsätze nachvollziehen zu können. Denn erst dann ist es einem Individuum möglich, die Ideologie der eigenen Ideologie gegenüber zu stellen und – sachlich! - darüber diskutieren zu können.

Heute scheint es „Biergartenpolitikern“ sehr viel wichtiger zu sein, dabei beobachtet zu werden wie und wo sie ihren Standpunkt vertreten. Das vertreten eines Standpunkts degeneriert mehr und mehr zu einem Wettbewerb, bei dem es primär um „Prestige“ geht.


Aber Demokratie ist keine Prestigewettbewerb :

Prestige, Anerkennung und viele Zuhörer wecken den Ehrgeiz, dagegen ist erst mal überhaupt nichts einzuwenden. Wenn man aber anfängt, sich selbst über diesen Standpunkt zu identifizieren, begibt man sich auf einen gefährlichen Pfad – irgendwann wird man nämlich unweigerlich vor die Wahl gestellt, ob einem das Prestige wichtiger ist als das nachdenken über Argumente, die den eigenen Standpunkt unterminieren könnten.

Die Vertretung, notfalls auch mit Ellbogen oder Tweets, die jedweden Anstand vermissen lassen, versprechen eine breite Zuhörerschaft : Es gibt jeden Tag mehr „Ellbogendozenten“, die jeden Tag mehr unsichtbare Grenzen überschreiten. Und jeden Tag gibt es mehr Menschen, die dies als „normal“ akzeptieren.

Wer den Gedanken weiterführen möchte, kann aus diesen Überlegungen gewiss erahnen wohin diese „Falle“ zu führen vermag. Und wie schwer es wird, daraus wieder zu entkommen.

Und wie gefährlich ist, wenn ein solcher Mensch an die Macht kommt.


Was ist Demokratie also wirklich ?

In einer Demokratie ist jeder Mensch dazu angehalten, seine Ideen und Überzeugungen darzulegen. Dazu gehören auch die Ideen von Minderheiten.

Die Anhängerschaft von Bewegungen, die der eigenen Überzeugung widerstreben, haben immer! Gründe, dieser Bewegung beizutreten, die zumindest eines sind : Diskutabel.

Vielleicht gelingt es nicht allen, ihre aus diesen Gründen entstehenden Ideen angemessen zu äußern oder darzulegen, aber ist es nicht unsere „Pflicht“ als 'bekennende' Demokraten diese Standpunkte nicht zumindest zu durchdenken?

Denn erst das gibt uns die Möglichkeit durch friedliche Kooperation zu einer „besseren“ Lösung zu kommen. Star Trek macht es uns vor.

Als Trekkies bekennen wir uns doch schon in gewisser Weise zu dieser Ideologie, die auf Verständnis, einem friedlichen miteinander und wechselseitigem Respekt beruht – und, vielleicht sogar vor allem anderen : Auf dem Willen, sich beständig weiter zu entwickeln.

Unsere Konversationsart im Forum ist ein „Spiegelbild“ der gelebten Politik unserer Wirklichkeit. Ein Anblick, den man vermeiden möchte. Eine Ansicht, die sicherlich viele teilen, denn gut frequentiert ist diese Plattform tatsächlich nicht.

Nicht jeder von uns ist Politiker. Und nicht jeder von uns „lebt“ Demokratie. Aber sie berührt uns alle. Jeden Tag. Fragt euch selbst. Ist die Art der hier gepflegten Konversation wirklich das, wonach wir alle streben?

Oder sind wir besser als das?


Mit der diesen Brief auslösenden Diskussion habe ich mittlerweile abgeschlossen. „Biergartenpolitiker“ sind erschreckend schnell zu entlarven, indem man ihnen die politische Bühne „entzieht“ und gleichzeitig anbietet tatsächlich über ein Thema zu diskutieren.

Unbequem.

Ohne Wettbewerb.

Demokratisch.

Aber wer mach das heute noch?

Dies ist ein offener Brief. Ihr seid gerne dazu eingeladen, einen Kommentar zu diesem Brief abzugeben.

Ihr seid auch herzlich eingeladen darüber zu diskutieren – und ich freue mich über jede Einladung, die ich zu einer Diskussion erhalte.

Aber bevor ihr eine Diskussion startet stellt euch bitte die Frage : Ist das, was ich jetzt und hier zu diesem Brief sagen will so stichhaltig, das ich sogar darüber einen eigenen Thread aufmachen würde, um darin aktiv darüber zu diskutieren.


Falls die Antwort „Nein“ lautet ist meine Empfehlung klar.


Behaltet es für euch.


Katcharn,

07/2017

Kommentare

  • tveiria
    tveiria Beiträge: 467 Arc Nutzer
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    Hallo,

    ich stimme dir nur bedingt zu Katcharn, denn ich bin zumindest in einem Punkt einer anderen Meinung, und würde diesen gerne mit dir diskutieren. Diesen Punkt werde ich hier nun zusammen mit meiner Meinung erläutern, und lade dich gerne dazu ein mich zu wiederlegen falls ich das falsch sehe.

    Und zwar geht es mir um deinen Punkt, dass Demokratie kein Wettbewerb ist. Das sehe ich grundlegend anders.
    Ein Demokratischer Ablauf ist grundsätzlich immer ein Aufeinandertreffen von Ideen und Meinungen, oft welcher die gegen einander konkurieren, somit wird ein Meinungsäußernder Teilnehmer seine Meinung immer mit einem bestimmten Ziel äußern: Die Auseinandersetzung zu gewinnen! Was zu ziemlich der Kern eines Wettbewerbs ist.

    Warum ist das so? Woher nimmt man diese Zielsetzung? Nun, aus der Definition des Wortes "Meinung" an sich. Man ist einer Meinung, weil man diese für richtig hält, und somit dagegen konkurierende Meinungen für nicht zutreffend. Das liegt in der Natur der Sache. Und jemand der eine Meinung vertritt welche er für richtig hält, wird er gegen Abweichungen davon immer mit einer gewissen Leidenschaft verteidigen, das ist auch durchaus gut so.

    Das steht natürlich nicht im Widerspruch dazu andere Meinungen zuzulassen, und dessen Argumentation anzunehmen, ja sich eventuell sogar eines Besseren belehren zu lassen und diese Meinung auf Kosten der eigenen zu assimilieren. Und ja, auch der Anspruch dass dabei ein gewisser Ton gewahrt werden sollte ist durchaus adäquat, ganz unbedingt sogar. Ich bin sogar der Meinung dass ein respektvoller Umgang mit dem "Gegner" und die Befolgung einiger Regeln der Diskussion der grundlegende Treibstoff dieser sind.
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    www.bajoranischesmilitaer.de
  • woufff
    woufff Beiträge: 1,319 Arc Nutzer
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    Netter Thread über Demokratie und Politik, ganz bestimmt Grundsatzdiskussionswürdig. Da ich aber lieber 'in vivo' diskutiere und meinem Gesprächspartner dazu in die Augen schauen möchte, ist ein Forum eines älteren und mittlerweile etwas schwächelden Online Spiels wohl nicht der richtige Ort - meine ganz unbedeutende Meinung :)

    Was aber das Forum des besagten Online Spiels oder das Onlinespiel als solches mit Demokratie und Politik zu tun hat ist mir ein Rätsel. Wie ich es sehe, bewegen wir uns hier in einem Raum der uns von einer Firma gratis zur Verfügung gestellt wurde, von einer Firma die Geld verdienen will, nicht mehr und nicht weniger, mit allem was da fehlt bzw. was dazugehört (Agar, sag du mal was, du schreibst lieber als ich ;)).

    In diesem Sinne B)
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    Everything we hear is an opinion, not a fact. Everything we see is a perspective, not the truth (Marcus Aurelius)
  • cptsparc
    cptsparc Beiträge: 365 Arc Nutzer
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    katcharn schrieb: »
    Ein Biergartenpolitiker ist nach meiner Definition in erster Linie ein politisch engagierter Mensch, der es aber vor allem genießt in der Behaglichkeit eines geselligen Beisammenseins im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses über politische Themen zu dozieren.

    Doziert ist korrekt.

    Denn im überwiegenden Fall der Fälle wird die lokal vorherrschende Ideologie zur „Leitideologie“ erhoben und anderweitige Meinungen oder Kommentare entweder belächelt oder sogar bei „Strafe“ (Stammtischausschluss z.B.) verboten. Sobald ein Thema „ungemütlich“ wird, kommt es sehr schnell zu einem still geduldeten Themenwechsel.

    Diese Art der Politik ist vor allem eines. Bequem.

    Aber Demokratie ist nicht bequem :

    Die Fähigkeit der größten Politiker ist es immer gewesen, die Argumente der Gegenseite respektvoll zu durchdenken, um dadurch die dahinter stehenden Grundsätze nachvollziehen zu können. Denn erst dann ist es einem Individuum möglich, die Ideologie der eigenen Ideologie gegenüber zu stellen und – sachlich! - darüber diskutieren zu können.

    Heute scheint es „Biergartenpolitikern“ sehr viel wichtiger zu sein, dabei beobachtet zu werden wie und wo sie ihren Standpunkt vertreten. Das vertreten eines Standpunkts degeneriert mehr und mehr zu einem Wettbewerb, bei dem es primär um „Prestige“ geht.
    Sehr schön be- und umschrieben. Meinen Respekt.
    woufff schrieb: »
    Wie ich es sehe, bewegen wir uns hier in einem Raum der uns von einer Firma gratis zur Verfügung gestellt wurde, von einer Firma die Geld verdienen will, nicht mehr und nicht weniger, mit allem was da fehlt bzw. was dazugehört
    Hast Du schon einmal ein Game-Forum gesehen, welches nicht gratis ist/war? Ein Game-Forum wird vom Game-Betreiber nicht nur betrieben, weil man dem Gamer etwas gutes tun will, sondern auch um wertvolles Feedback zu bekommen um das Game zu verbessern und die Gamer zufrieden zu machen um sie im Game zu halten. Man muss es nur tun.
    Ich dokumentiere alle Forenbeiträge mit Timestamp per Screenshot, Echt traurig dass man dies tun muss.
  • katcharn
    katcharn Beiträge: 390 Arc Nutzer
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    @aaabbb@aaabbbbccccddddd
    q.e.d.

    @tveiria
    Danke für deinen Kommentar. Ich stehe voll hinter dir, wenn du sagst, dass das leidenschaftliche Vertreten eines Standpunkts eine gute Sache. Aber ich glaube es gab ein leichtes Missverständnis - ich sagte ja nicht, das ein Wettbewerb an sich schlecht wäre. Aber ein Wettbewerb, bei dem der Prestigegewinn Vorrang vor der eigenen Überzeugung / Gewissen / Persönlichen Grenzen hat, hat in meinen Augen mit Demokratie nicht mehr viel zu tun. Ich habe lange an der Formulierung gefeilt, aber ich denke "Demokratie ist kein Prestigewettbewerb" passt dennoch am besten.

    @woufff
    Auch wenn wir nicht in jedem Thread die selbe Meinung vertreten - ich bewundere deine Fähigkeit, deine Beiträge gekonnt mit ein bisschen Ironie zu würzen. Nun.. was das Thema "Politik" angeht - das leitet sich von "polis" ab.. nun, und wenn man das ganze bis auf seine wurzeln auflöst kommt man irgendwann dahinter, das Politik nichts weiter tut als das "Zusammenleben von Menschen zu regeln". Und wir sind hier doch Menschen, oder?

    @cptsparc
    Vielen Dank, ich freue mich das der Absatz gefallen hat.
  • toraknu
    toraknu Beiträge: 2,375 Arc Nutzer
    bearbeitet Juli 2017
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    sorry ich versteh nur bahnhof...

    diskutieren um des diskutieren willens ? oder was sollte der offene Brief jetzt bedeuten ?

    kommt mir gerade ein bissl vor wie ein klingeln an der sprechanlage
    und die eröffnenden worte das jemand mit mir über gott sich unterhalten wolle...

    leider weiss ich immer nicht was der wollte da ich an der stelle bereits ein schönen tag
    und alles gute auf dem wege wünsche !



    Klingonische Diplomaten..........
    vom Feind völlig unverstanden....
    und von der eigenen Kriegerschaft bedroht....

    Überhörte kundenwünsche > alle items aus 40 mails ins inventory - ein knopf !
    every week get Items from 40 mails into inventory>> ONE BUTTON CLICK !
  • cptsparc
    cptsparc Beiträge: 365 Arc Nutzer
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    toraknu schrieb: »
    sorry ich versteh nur bahnhof...
    Nun ja, möglicher Weise ist dieser 'ins allgemeine verfasster Text' einem ganz bestimmten Thema, eines ganz bestimmten Forums gewidmet?
    So habe ich es auf jeden Fall verstanden.

    Ich dokumentiere alle Forenbeiträge mit Timestamp per Screenshot, Echt traurig dass man dies tun muss.
  • cptsparc
    cptsparc Beiträge: 365 Arc Nutzer
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    katcharn schrieb: »
    @aaabbb@aaabbbbccccddddd
    q.e.d.Dem ist wohl so, nur ist das der völlig falsche Ort, das völlig falsche Publikum und grundsätzlich die falsche Methode.
    Genau so gut könnte ich gerade nach Hamburg fahren, mich zwischen die Steineschmeißer stellen und mit der Bibel Friede und Nächstenliebe predigen.
    Und wenn es sich um dieses Forum handelt?
    Ich dokumentiere alle Forenbeiträge mit Timestamp per Screenshot, Echt traurig dass man dies tun muss.
  • woufff
    woufff Beiträge: 1,319 Arc Nutzer
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    Danke für die Blumen @katcharn, ich versuche es mit J.W.v.G. zu halten: Ironie ist das Körnchen Salz, das das Aufgetischte überhaupt erst genießbar macht - wobei ich mir das Aufgetischte gerne auch mal versalze :D

    Sonst hast du hast natürlich Recht, wobei ich meistens relativ froh bin daß sich das Zusammenleben hier im Forum eher virtuell abspielt ;)

    Mein ungebrochener Optimismus (würde ich sonst STO spielen?) könnte mich trotz alledem zu der Aussage verleiten daß es hier summa sumarum noch relativ friedlich zugeht wobei mich manchmal doch die Verbissenheit mancher Kommentare wundert, aber das wird wohl eher an mir liegen und nicht an eventuellen kulturellen und altersmäßigen Unterschieden B)

    yx7admchujsk.png

    Everything we hear is an opinion, not a fact. Everything we see is a perspective, not the truth (Marcus Aurelius)
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