Eine Geschichte zu den Innenräumen

Mir war einfach mal wieder danach. Und so beamte ich aus der taktischen Ansicht an Bord meines Schiffes, der USS Cochrane (Fleet Advanced Heavy Cruiser Retrofit (Excelsior). und fand mich sogleich auf der viel zu großen Brücke wieder. Als Ingenieur kenne ich diese Schiffsklasse nur zu gut. Seit über 100 Jahren leistet sie gute und treue Dienste. Sie ist das Rückgrat der Flotte. Ich verdrängte die Frage, wie man diese große Brücke auf das Deck 1 zwängen konnte und schwelgte in Erinnerung an die Brückenversionen der ursprünglichen Excelsior und ihren Nachkommen. Wieso schaffte man es heute nicht, diese bewährten Brücken nachzubauen?

Dann erst viel es mir auf. Wo waren denn meine ganzen Führungsoffiziere? Nun anscheinend nicht auf der Brücke. Stattdessen liefen hier viele Offiziere rum, die ich gar nicht kannte. Sogar auf dem Platz des XO saß so ein fremder Offizier. Er trug zudem noch die falsche Uniform und nam überhaupt keine Kenntnis von der Anwesenheit seines Captains.
Ich wollte an der nächsten Konsole nach dem Dienstplan meiner Führungsoffiziere schauen, doch ich konnte die Konsole einfach nicht bedienen. Es lag nicht an der niedrigen Auflösung der Konsolen, nicht an verpixelten Menüs, sondern ich konnte einfach meine Hände nicht heben, ich besaß den passenden Emote nicht.

Hatte ich vielleicht ein Treffen der Führungsoffiziere einberufen? Ich wollte in der Beobachtungslounge nachsehen, doch ich fand die Tür zu dem Raum nicht. Aber dieses Schiff besaß doch so einen Raum. Ich war doch schon mal bei einer diplomatischen Mission in dem Raum gewesen?
Nun ja, vielleicht hatten die Offiziere einfach dienstfrei oder waren auf ihrer anderen
Station.

So nahm ich den Turbolift aufs Crewdeck. Ich trat aus dem Turbolift in einen Gang, der mindestens zwei Decks hoch war. Ich weiß nicht, was mich mehr überraschte. Die Ausmaße des Ganges, die auch für einen Kreuzer gigantisch waren, oder das mir der Flur sehr vertraut war. Ich erlebte ein Dejavu. Gab es nicht auf der kleinen Miranda einen Gang, der genauso aussah?

Ich betrat die Messhall. Halle trifft es ganz gut. Der Raum war fast vier Decks hoch und einfach nur riesig. Vielleicht waren meine Offiziere ja hier? Ich ging erstmal zu den Replikatoren, um mir einen Earl Grey zu replizieren. Doch leider funktionierten die Replikatoren nicht. Ich ging an den viel zu großen Küchenbereich vorbei, streifte leere Tische und Stühle, auf die ich mich noch nichtmal setzen konnte, und ging hinauf zu einem verwaisten Kartentisch. Meine Offiziere waren nicht hier. Kein Wunder. Bis auf die schöne Aussicht bot der Raum auch nichts. Keine (Mini-)Spiele wie Poker, Dabo oder Schach, keine funktionierenden Replikatoren, die Stühle und Sitzeecken waren nicht benutzbar und die Küche war kalt. Zudem lässt die hohe Decke den Raum nicht sehr gemütlich wirken.

Ich ging kurz in mein Quartier, wollte mal nach dem Rechten sehen. Viel hielt ich mich hier nicht auf. Es war immerhin ganze drei Decks hoch und einfach nur ungemütlich. Der Schreibtisch viel zu klein, die Sitzreihe viel zu groß und von den Bildern und Pflanzen will ich erst gar nicht anfangen. Es war mein Quartier, aber es fehlte ihm der persönliche Touch. Auch hier funktionierte der Replikator nicht. Ich würde mal ein ernstes Wort mit dem Chefingenieur reden müssen.

Die Krankenstation war gleich um die Ecke. Also ging ich kurz über den Flur an Crewmitgliedern vorbei, die auch keine Notiz von mir nahmen in die Krankenstation. Auch hier war mein CMO (Chief Medical Officer) nicht zu finden. War ich denn hier richtig? Oder war es das technische Labor? Ich vertue mich da immer wieder, sehen doch beide bis auf wenige Details gleich aus.

Ich ging den Gang weiter, vorbei an verschlossenen und nicht vorhandenen Räumen. Die Offiziziere würden doch nicht in den nichtvorhandenen Quartieren, in dem nichtvorhandenem Holodeck oder in dem nichtvorhandenem Aboretum sein?

Ich nahm den Turbolift auf die technische Ebene und besuchte den Maschinenraum. Ich bin immer wieder überstaunt über die Größe des Raumes. Er musste sich über die gesamte Höhe des Schiffes und bei so manch einer Schiffsklasse noch weit darüber hinaus erstrecken. Hörte ich auf dem Gang noch die Geräusche der Lebenserhaltung, war es im Maschinenraum still. Zu still. Ich hörte noch nicht einmal das vertraute periodische Geräusch des Warpkerns, das einem Herzschlag sehr nahe kam. Ich suchte meine Chefingenieurin, fand sie aber hier unten auch nicht. Ich wollte dem auf den Grund gehen. War der Warpkern überhaupt aktiviert? Materie- und Antimaterie flossen anscheinend. Ich konnte das aber auch nicht nachprüfen, denn ich konnte die Konsolen nicht bedienen. Vielmehr beschlich mich das Gefühl, dass diese sowieso alle funktionslos waren. Der Raum ähnelte dem der Sovereign-Klasse. War jedoch viel größer. Ich fragte mich, wie sie das angestellt hatten, diesen Raum und Kern in ein Schiff der Excelsior-Klasse zu integrieren. Ich wollte erst die Leiter zur oberen Ebene nehmen, die auch zu einem Zugang zu einer Jefferies-Röhre führte. Aber ich konnte diese Leiter einfach nicht erklimmen. die Abstände zwischen den Leitersprossen betrug fast zwei Meter und die Leiter war mindestens 3 Meter breit. Ich fragte mich, für wen diese Leitern wohl gebaut wurden? Meine Überlegungen wurden jäh unterbrochen, als ein Crewman aus der Wissenschaftsabtielung über die Brüstung in die Tiefe sprang. Ich wusste schon immer, dass diese Kittelträger lebensmüde waren. Was hatte der Wissenschaftler hier eigentlich zu suchen? Nun ja, einen medizinischen Notfall brauchte ich nicht melden. Dem Crewman ging es anscheinend gut. Und anscheinend war das eine Art Sport. Denn es sprangen gleich weitere Crewmitglieder über die Brüstung. Da ich hier im Maschinenraum nichts machen konnte, suchte ich weiter.

Hatte ich meine Offiziere vielleicht auf eine Shuttlemission entsand? Ich wollte in die Shuttlerampe gehen und nachschauen ob eines der Shuttle fehlte. Doch ich fand die Shuttlerampe nicht. Ich war mir aber ganz sicher, dass wir eine hatten. Denn immerhin besaßen wir auch eine ganze Reihe von Shuttle.

Frustriert wie eich war, beamte ich aus dem Schiff heraus in die taktische Ansicht.

Und da fiel es mir ein: Dies war ja Star Trek Online, ein MMO, ein Lizenzprodukt von bezahlten Programmierern, und nicht RPG-X eine Rollenspiel-Modifikation für Star Trek: Voyager Elite Force. Eine Modifikation entwickelt von Fans, eine kostenlose Modifikation, wo ich mein Schiff erkunden, mit anderen dort spielen kann, wo ich die Konsolen bedienen kann und wo nicht jede Schiffsklasse von innen her gleich aussieht.